Nach einigem Suchen, Telefonieren und Vorbeilaufen hatte ich sie dann gefunden: Die Bootsfahrschule, die mir einen "hochwertigen Sportbootführerschein-Kurs" versprach. Nicht lange gezögert: Kurs gebucht, Kurs bezahlt, Kurs besucht ... und schon nach wenigen Stunden war es an mir, irritiert zu sein... Konnte das wirklich wahr sein? Hatte ich nur Pech gehabt? Oder was war hier los?
Der Leitfaden des Trainers war der (kostenlos im Internet herunterladbare) Fragenkatalog. Fragen aus der Runde? Fehlanzeige! Erklärungen und Hintergründe? Weit gefehlt! Und darüber hinaus stotterte sich da vorn was zusammen, dass manchmal sogar mein Mitgefühl mit seiner offensichtlichen Angst vor den Leuten größer war, als mein Unmut, dass man hier offensichtlich wirklich nur - und ausschließlich - auf die Prüfung vorbereitet wurde. Und am Ende hieß es dann allen Ernstes: "Wir haben da mal die Prüfungsfragen für euch ausgedruckt, lernt sie brav zu Hause auswendig! Ihr wisst schon: In der Prüfung müsst schließlich IHR bestehen..."
Nach dem ersten Tag war der Fall für mich erledigt: Ich wollte meine Kohle zurück! Das hatte nichts - aber auch gar nichts - mit einer Bootsfahrschule zu tun ... jedenfalls mit einer Bootsfahrschule, wie ich sie mir vorstellte ... und wie sie mir versprochen worden war. Nach einigen Diskussionen und lauten Worten einigten wir uns, dass ich den ersten Tag bezahle und den Rest meiner Kohle wiederbekomme.
Doch war ich nun ein gebranntes Kind? - Quatsch! Mit der Lernfähigkeit einer Qualle ausgestattet, stolperte ich erneut in das Abenteuer: "Finde eine Bootsfahrschule, die leistet, was du suchst, Andre." ... Und schon bald hatte ich die nächste Bootsfahrschule am Haken - also eigentlich sie mich, wie sich bald herausstellte.
Dort allerdings waren die Zustände noch tragischer: Ein Trainer, der, wie ich bald vernahm, selbst gerade vor 4 Monaten den Sportbootführerschein gemacht hatte, wollte mir nun Feinheiten des Wassersports beibringen?
Es kam, wie es kommen musste: Wir trennten uns schon nach 3 Stunden im handfesten Streit.
Das kann doch nicht wahr sein ... Oder?! Bin ich ein Pechvogel? Bin ich zu dumm, die richtigen Fragen zu stellen?
Mit einer riesengroßen Wut im Bauch legte ich mir ein Blog im Internet an und begann, mir den Frust von der Seele zu schreiben. Was machte ich falsch? Stellte ich die falschen Fragen? War ich sogar zu dämlich, eine vernünftige Bootsfahrschule zu finden, in der ich nicht so dreist und offensichtlich über den Tisch gezogen wurde?
Jeder - wirklich jeder - darf den Sportbootführerschein ausbilden. Wer auch Praxis-Ausbildung machen will, braucht nur jemanden kennen, der den Sportbootführerschein hat.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Leser ihre Kommentare hinterließen: Viele von ihnen hatten ähnliches erlebt. Blauäugig und vertrauensselig waren sie in die "Ausbildung" gestolpert, nur um dann doch wieder zu Hause aufzuwachen und die - kostenlos im Internet herunterladbaren - Prüfungsfragen zu büffeln, während die Bootsfahrschule 150 - 500 Euro für einen "Kurs" einstrich, der nur noch - und das ist die höflichste Formulierung, die mir einfällt - mit "betrügerischem Raub" beschrieben werden kann...
Die Idee entwickelte sich
Es wurde schon mehrfach gesagt: Die Prüfungsfragen sind im Internet frei herunterladbar (www.elwis.de). Und von dort war es kein weiter Weg mehr:
Wenn man sowieso schon genötigt wird, die Fragen zu Hause und ohne die Hilfe der Bootsfahrschule zu lernen, warum dann nicht gleich auf die Bootsfahrschule und den 300-Euro-Raub verzichten?!
Die erste Version stand nach wenigen Wochen im Internet. Und schon bald fanden sich die ersten Interessenten ein.